Drei Fragen an Selina Beghetto
In unserer Reihe «Drei Fragen an…» lernst du heute Selina Beghetto besser kennen. In diesem Beitrag erzählt sie von ihrem schönsten Yoga-Erlebnis, von den Herausforderungen, denen sie beim Unterrichten begegnet und du erfährst, was Selina an den ruhigeren Yoga-Stilen besonders schätzt. Viel Freude beim Lesen und Kennenlernen!
In Bezug auf Yoga: Was war eines deiner schönsten Erlebnisse?
Ich habe irgendwann begonnen, Yoga in meiner theaterpädagogischen Arbeit einzubauen. Damals leitete ich einen Theaterkurs für junge Menschen, die abends direkt nach einem vollen Schul- oder Arbeitstag auf die Probe kamen. Das Energielevel lag dementsprechend oft im Keller, ganz zu schweigen von den rauchenden Köpfen. Mit Hilfe von einfachen Atemübungen und leicht mobilisierenden Asanas versuchte ich, den natürlichen Sprudel meiner Spielenden wieder heraus zu kitzeln – und es hat jedes Mal funktioniert!
Schon bald gehörte das Yoga-Warm-Up zu unserer wöchentlichen Probenarbeit dazu und wurde regelrecht eingefordert. Yoga war also von der gemeinsamen Theaterarbeit nicht mehr wegzudenken. Es ging sogar so weit, dass noch im selben Jahr, in ihren selbstentwickelten Stück, eine Yoga-Szene vorkam, die nicht von mir inszeniert war, sondern während jeder Vorstellung neu entstehen durfte. Dieser Szenerie vom Lichtpult aus zusehen zu dürfen, hat mir jedes Mal Gänsehaut beschert. Und das schönste am Ganzen? Irgendwann, lange nach Projektabschluss, erzählten mir zwei Spielerinnen, dass sie nie aufgehört haben, Yoga zu machen und auch Zuhause immer wieder ihre Zeit auf der Matte finden.
Vor welche Herausforderungen stellt dich das Unterrichten? Wie gehst du damit um?
Ich möchte einerseits am liebsten immer alles erzählen und ganz viele Themen mit auf die Matte nehmen, teilen, weitertragen! Somit ist eine Herausforderung, diese Vielfalt auf etwas zu reduzieren, das sich selbst weitererzählt – und zwar in den Köpfen und Herzen der Menschen, die zu mir in die Stunde kommen. Ein einzelner Gedanke kann so vieles eröffnen und offenbaren, wenn man ihm Platz lässt. Also gilt das Mantra: Mut zur Lücke – auf und neben der Matte. Andererseits beschäftigt mich das Wohlsein unserer Yogi*nis, ich möchte eine Oase schaffen, wo sich alle geschützt und willkommen fühlen – alle für sich und gemeinsam als Gruppe.
Da ist sehr viel Feingefühl gefragt, dazu gehört unter anderem auch die Wortwahl: Wie formuliere ich etwas? Hier versuche ich stark auf meine Intuition zu hören und merke aber auch, dass mit der Routine des Unterrichtens das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst.
Du unterrichtest primär ruhigere Stunden wie etwa Slow Hatha oder Yin Yoga. Wieso?
In meinem Leben passiert ständig so vieles, ich bin immer unterwegs und tanze auf vielen verschiedenen Hochzeiten. Als Ausgleich hüpfe ich auf die Matte und schenke mir so eine gute Stunde Ruhe. Weg vom Telefon, weg vom Laptop, weg vom Lärm der Welt. Dieser Switch fasziniert mich und den möchte ich gerne mit jenen Menschen teilen, die ebenfalls den Pause-Knopf suchen. Mir gefällt der meditative Aspekt der ruhigen Stunden und die Möglichkeit, das eigene System für eine Weile runterzufahren – insbesondere in Anbetracht dessen, von welchem hohen Tempo unser Alltag geprägt ist. Wir leben in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft und ich mag den Gedanken, abends im Yin Yoga oder Slow Hatha einige müde Hamster liebevoll aus ihren Rädern zu locken.